Als Betreiber kritischer Infrastruktur der Gasversorgung möchten wir mit Ihnen Informationen zur aktuellen Situation teilen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 23. Juni 2022 die Alarmstufe des Notfallplans Gas in Deutschland ausgerufen.
Die Ausrufung der Alarmstufe im Notfallplan Gas ist die zweite von drei Eskalationsstufen. Es liegt in der Verantwortung des BMWK, die Krisenstufen auszurufen. Behördliche Eingriffe in die Lastflüsse erfolgen erst in der dritten Stufe (Notfallstufe) durch den Bundeslastverteiler (Bundesnetzagentur).
Pressemitteilung des BMWK (23.06.2022)
Die Alarmstufe tritt ein, wenn eine Störung der Gasversorgung oder eine außergewöhnlich hohe Nachfrage nach Gas vorliegt, die zu einer erheblichen Verschlechterung der Versorgungslage führt.
Als Grund für die Ausrufung nennt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die seit dem 14. Juni 2022 bestehende Kürzung der Gaslieferungen aus Russland und das weiterhin hohe Preisniveau am Gasmarkt. Sollten die russischen Gaslieferungen über die Nord Stream 1 weiterhin auf einem Niveau von 40 Prozent verharren, ist ein Speicherstand von 90 Prozent bis Dezember 2022 laut Aussage Habecks kaum mehr ohne zusätzliche Maßnahmen erreichbar.
Die Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) nehmen ihren Versorgungsauftrag wahr und ergreifen Maßnahmen, um die Transportverfügbarkeit und die Netzstabilität auch im aktuellen Marktumfeld sicherzustellen. Dazu setzen sie in enger Abstimmung mit dem Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE) marktbasierte Instrumente gem. § 16. (1) EnWG ein. Derzeit sind alle Netze ausgeglichen und es bestehen keine Transportprobleme.
terranets bw steht weiterhin in engem Austausch mit Behörden, Fernleitungsnetzbetreibern, Verbänden und Kunden, insbesondere Verteilnetzbetreibern, im Versorgungsgebiet.
Über die aktuelle Versorgungslage informiert der Lagebericht der Bundesnetzagentur unter:
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 30. März 2022 die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas in Deutschland ausgerufen.
Pressemitteilung und FAQs des BMWK (30.03.2022)
terranets bw begrüßt das Ausrufen der Frühwarnstufe als eine vorsorgliche Maßnahme. Die Ausrufung der Frühwarnstufe unterstützt, dass Notfallprozesse frühzeitig etabliert und im Vorfeld getestet werden, um im Krisenfall schnell, koordiniert und zielgerichtet zu reagieren.
Mit dem Ausrufen der Frühwarnstufe hat terranets bw den engen Austausch mit Behörden, Fernleitungsnetzbetreibern, Verbänden und Verteilnetzbetreibern im Versorgungsgebiet weiter intensiviert.
Der standardisierte Kommunikationsprozess mit den direkt mit ihr verbundenen Netzbetreibern, Behörden, direkt angeschlossenen Letztverbrauchern, Speicherbetreibern und den entsprechenden Transportkunden startete.
Parallel dazu fragt terranets bw vorsorglich die Kunden- und Verbrauchsstruktur in den direkt mit ihr verbundenen Netzen ab. Daneben ist terranets bw im Austausch mit den Letztverbrauchern. Abgefragt wird beispielsweise, ob sie auf einen alternativen Energieträger umschalten können und wie viel Vorlaufzeit dafür benötigt wird.
Die Bundesnetzagentur veröffentlicht täglich einen aktuellen Lagebericht, der Informationen zu den Gasflüssen aus Russland und den Füllständen der deutschen Speicher enthält. Als Fernleitungsnetzbetreiber ist terranets bw in das nationale Krisenteam Gas eingebunden. Für den Lagebericht stellt terranets bw Meldungen zur Verbrauchsstruktur aus ihrem Versorgungsgebiet zur Verfügung.
Lagebericht der Bundesnetzagentur
Der Lagebericht des BDEW "Deutsche Energiewirtschaft: Verantwortung für Versorgungssicherheit" bietet einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Bereich Energieversorgung.
Der Marktgebietsmonitor der Trading Hub Europe stellt alle Gastransportdaten in und aus dem Marktgebiet dar.
Eine Übersicht über alle europäischen Gasflüsse gibt das ENTSOG GASFLOW DASHBOARD.
Der Notfallplan Gas regelt den Umgang bei einer drohenden oder eintretenden Gasversorgungskrise unter Berücksichtigung verschiedener Gesetze (u.a. Erdgas SoS-VO, EnWG).
Im Notfallplan Gas werden für jede Krisenstufe Aufgaben, Rollen sowie die Krisenkoordination und -kommunikation von Erdgasversorgungsunternehmen, gewerblichen Gaskunden und Behörden beschrieben.
Der Leitfaden Krisenvorsorge Gas beschreibt detailliert ein Vorgehen bei Engpasssituationen und standardisierte Kommunikationsprozesse zwischen Fernleitungsnetzbetreibern und Verteilnetzbetreibern, Letztverbrauchern, Speicherbetreibern, Transportkunden.
Als Prozesse enthalten sind u.a.
Grundsätzlich sind die Gasnetzbetreiber im Rahmen ihrer Systemverantwortung nach dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) verpflichtet, den Betrieb sicherer und zuverlässiger Netze zu gewährleisten. Den Fernleitungs- und Verteilernetzbetreibern kommt für die Sicherstellung der Gasversorgung auf der Basis der §§ 15, 16 und 16a EnWG dabei eine zentrale Rolle zu. Für den Fall einer akuten Engpasssituation und dem Ausrufen der Notfallstufe gemäß dem Notfallplan Gas sind hoheitliche Notstandsrechte für den Bundeslastverteiler vorgesehen.
Für die Umsetzung des § 16 Abs. 2 EnWG gibt der Gesetzgeber den Netzbetreibern für ihre Entscheidung, welche Maßnahmen in welchem Umfang wem gegenüber zu ergreifen sind, um die Gefahr- bzw. Störungssituation schnellstmöglich und effizient zu beseitigen keine detaillierten Kriterien vor.
Die Netzbetreiber haben einen Beurteilungsspielraum bei ihrem Vorgehen innerhalb der Kundengruppen der nicht geschützten und der geschützten Kunden.
Der BDEW hat hierfür eine Anwendungshilfe für Netzbetreiber für die Umsetzung des § 16 Abs. 2 EnWG im Spannungsfeld zum Eintritt des EnSiG-Falls erstellt. Die Anwendungshilfe ist im Mitgliederbereich des BDEW veröffentlicht.
Die europäischen Fernleitungsnetzbetreiber haben in ihrem gemeinsamen Verband ENTSO-G untersucht, wie eine bestmögliche Befüllung der Gasspeicher in der EU über die Sommermonate bei einem teilweisen oder vollständigen Ausfall von Gaslieferungen aus Russland erfolgen könnte.
Die wichtigsten Erkenntnisse sind:
Mehr erfahren Sie im ENTSO-G "Summer Outlook" (28.04.2022).
Auch in diesem Jahr präsentieren die deutschen Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) einen Rückblick auf die nationale Versorgungssituation im Winter 2021/2022. Und der vergangene Winter war in mehrfacher Hinsicht außergewöhnlich. Die Speicherfüllstände, die ein wichtiger Indikator für die sichere Versorgung sind, lagen zu Beginn des Winters deutlich unter Vorjahresniveau. Gleichzeitig waren die Handelspreise für Erdgas so hoch, dass viele Gashändler aus den Speichern ausspeicherten, statt diese für den Winter zu befüllen.
Durch die engmaschige Beobachtung der Speicherfüllstände konnten die Fernleitungsnetzbetreiber im Dezember vorsorglich bewährte Sicherungsinstrumente einsetzen, um die Versorgungssicherheit, insbesondere in Süddeutschland, für eine Kälteperiode zum Ende des Winters abzusichern. Gemeinsam mit der Marktgebietsverantwortlichen, der Trading Hub Europe (THE) wurden Long Term Options (LTO) kontrahiert, die schnell Wirkung zeigten. Die Speicherfüllstände entwickelten sich bis Ende März 2022 auf ein jahreszeiten-typisches, wenn auch unterdurchschnittliches Niveau.
Mit dem Angriff der Ukraine durch Russland ist die Versorgungssicherheit mit Erdgas dramatisch in das Bewusstsein gerückt. Die Fernleitungsnetzbetreiber nehmen ihre Verantwortung stellen sich dieser herausfordernden Lage und bereiten sich auf europäischer und deutscher Ebene auf den Ausfall von russischen Gaslieferungen als ein mögliches Szenario vor.
Mehr zur Versorgungssituation erfahren Sie im Winterrückblick 2021/2022 der deutschen Fernleitungsnetzbetreiber, der auf der Website des FNB Gas e.V. und der terranets bw veröffentlicht ist.
Wir helfen Ihnen gerne weiter.